Agra – Taj Mahal und Co

Ankunft

Nach einer bequemen und gemütlichen Zugfahrt kamen wir nach etwa zwei Stunden in Agra an. Es gibt verschiedene Verbindungen zwischen Delhi und Agra, wir hatten den Express Zug ausgewählt. Wir stiegen in Agra Cantt aus und wurden direkt von vielen Taxifahrern belagert. Wir wollten aber nicht Taxi, sondern das erste Mal in unserem Leben Tuktuk fahren. Uns sprach dann auch ein sympathisch wirkender Mann an und er zeigte uns direkt, dass es sich um ein Prepaid Tuktuk handelte. Die Preise dafür hängen vor dem Tuktuk Parkplatz auch groß aus und so fuhren wir für kleines Geld mit ihm Richtung Restaurant beim Taj Mahal, in dem wir unser Gepäck abstellen wollten. Das Anwerben passiert hauptsächlich deshalb, weil es in der Nebensaison mehr Tuktuks als Touristen gibt.

Spontan ist immer gut

Auf der Fahrt zum Restaurant unterhielten wir uns richtig gut mit unserem Fahrer. Er sprach sehr verständliches Englisch und fütterte uns mit vielen Informationen über die Stadt. Außerdem machte er uns auch Vorschläge, was wir alles an einem Tag schaffen würden uns anzuschauen und erzählte von ein paar unbekannten Orten. Er empfahl uns das alles am Besten mit dem Tuktuk zu machen, da das Laufen zu lange dauern würde und Taxis teurer und langsamer sind. Ich erzählte ihm, dass wir auch überlegt hatten ein Tuktuk für den Tag zu mieten und dann kam er natürlich mit einem Angebot um die Ecke. Wir fanden das aber völlig in Ordnung, er muss ja auch irgendwie sein Geld verdienen.

Agra, auf geht’s!

Er zeigte uns eine Art Gästebuch, in dem wir handschriftliche Kommentare von anderen Touristen lesen konnten, sowohl Englische als auch Deutsche. Das Buch wirkte sehr echt und da wir eh ein gutes Bauchgefühl von Anfang an hatten, entschieden wir uns den tag mit ihm zu buchen. Wir einigten uns auf einen kleinen Preis und er bot an, dass wir bei Unzufriedenheit nichts und bei Zufriedenheit ein bisschen mehr zahlen könnten. Wir sagten, was wir auf jeden Fall sehen wollten und er arbeitete eine Route für uns aus. Start war ein Hotel/Restaurant, in dem wir unser großes Gepäck und die lange Kleidung zwischen lagern konnten. Dass wir dort dann auch zu Mittag aßen, war natürlich erhofft, aber war nicht zwingend verlangt.

Agra Red Fort

Das Red Fort in Agra war nicht unser erstes Ziel, doch wir fuhren dran vorbei und konnten aus verschiedenen Perspektiven Fotos machen. Wir bekamen auch schon erste Informationen darüber, die Besichtigung war aber für den Nachmittag, wenn die Sonne nicht mehr so darauf knallte geplant, allerdings nur, wenn wir noch genug Zeit hatten. Ansonsten würden wir es uns nur von außen auch bei Dunkelheit anschauen (Spoiler: So ist es auch gekommen) Der erste Eindruck vom Tuktuk aus war auf jeden Fall schonmal sehr gut!

Ein bisschen Geschichte zur roten Festung

Bereits 1571 war die 2,4 km lange und bis zu 21 m hohe Ummauerung abgeschlossen. Wie fast alle umschlossenen Gebäude wurde sie aus Ziegelsteinen gebaut und mit roten Sandsteinplatten (daher der Name) verkleidet. Anlass für den Bau des Red Forts war übrigens die Umlegung der Hauptstadt von Delhi nach Agra in 1565 durch Akbar den Großen. (Fun Fact: Schon 1572 verlegte er die Hauptstadt erneut!) Im Laufe der Jahrzehnte, bzw. sogar Jahrhunderte, wurden im inneren Teil des Agra Fort noch einige weitere Gebäude fertig gestellt. Einige der Palastbauten wurden aus weißem Marmor erstellt. Während der Kolonialisierung, ab 1803, wurde das Red Fort von den Briten eingenommen.

Die Straßen von Agra

Die Straßen waren überfüllt mit Tuktuks, Autos, Rindern, Rollern und Menschen. Es war laut, heiß, der Geruch war teilweise sehr streng und doch sah es noch einem frohen Treiben aus und wir genossen die Fahrt in vollen Zügen. Das war genau das, was wir erleben wollten, das wirkliche Leben. Es war bunt und von überall hörte man Musik spielen. Leider gab es aber auch viel Armut zu sehen. Menschen, die in Häusern aus Zeltplanen oder Zeitungspapier lebten, überall Müll, allem voran Plastik. Müllentsorgung bedeutet hier den Müll vor dem Haus zu verbrennen. Je nach Uhrzeit war es auch extrem voll auf den Straßen und wir waren froh in einem Tuktuk zu sitzen, dass sich teilweise durch den Stau durchschlängeln konnte.

Baby Taj Mahal

Unser erster Stopp war das Baby Taj Mahal. Unser Fahrer erzählte uns einiges über die Geschichte und erklärte uns dann wie wir uns innen drin fortbewegen sollten und welcher Teil für was stand. Er selber wartete im Tuktuk mit den anderen drei Fahrern. Der Zeitpunkt war wirklich perfekt abgepasst, wir waren nur eine Handvoll Touristen, die sich dieses beeindruckende Gebäude teilen mussten. Wir betraten den Eingangsbereich, holten uns die Tickets und starteten unsere Besichtigung im Nebenraum wie vorher mit unserem Fahrer abgesprochen. Es war alles wirklich sehr interessant und schön anzuschauen. Wer da ist, sollte unbedingt bis nach hinten durch gehen und den Blick auf den Yamuna genießen. Wir konnten einige Wasserbüffel, aber auch Einheimische bei ihren täglichen Arbeiten, beobachten. Es war sehr angenehm der Lautstärke und Menschenmasse zu entkommen, deshalb können wir einen Besuch des Baby Taj Mahals auf jeden Fall weiterempfehlen.

Ein paar Fakten zum Baby Taj Mahal

Der eigentliche Name des Baby Taj Mahal ist Itimad-ud-Daula-Mausoleum. Gebaut wurde es von 1622-1628 und liegt etwa drei Kilometer nordöstlich vom alten Zentrum von Agra. Er gilt als Vorlage für das Taj Mahal, hier wurde erstmals die spezielle Bautechnik getestet. Aus Schutz vor Überschwemmungen, aber auch um die Bedeutung hervorzuheben, wurde das Grabmal auf einer doppelten Plattform errichtet. Der Grabbau ist vollständig mit Marmor und der Torbau mit roten Sandsteinplatten verkleidet. Zusammen mit den Steinlegearbeiten ist zweifelsohne der Höhepunkt der Mogul Architektur zu erkennen. Insgesamt sieht alles sehr symmetrisch und kostspielig aus.

So wäscht man hier

Bevor es zum Aussichtspunkt auf das richtige Taj Mahal ging, hielten wir irgendwann mitten auf der Strecke und wurden aufgefordert einen kleinen Weg entlang bis zum Fluss zu laufen. Wie man das als gefügiger Tourist auch macht, folgten wir der Anweisung und kamen in einem Meer von bunten Tüchern, Decken und anderer Wäsche heraus. Wow, das war wirklich beeindruckend! Wir baten im Vorfeld möglichst viel vom echten Leben in Agra zu sehen und hier bekamen wir es direkt vor unseren Augen serviert!

Park Mehtab Bagh – ein Geheimtipp?

Nun waren wir im Park Mehtab Bagh angekommen, kauften uns die Tickets und wanderten anschließend durch die gepflegte Parkanlage. Die Ruhe und das Grün um uns herum taten sehr gut! Langsam bewegten wir uns Richtung des Flusses Yamuna und kamen dabei gleichzeitig dem Taj Mahal immer näher. Es war schon ein krasses Gefühl hier lang zu laufen und eins der sieben Weltwunder zu sehen! So langsam begannen wir zu realisieren, dass wir wieder am Reisen sind und uns tatsächlich gerade in Indien befinden! Die Aussicht auf das Taj Mahal war wirklich schön, deshalb suchten wir uns eine Bank im Schatten, kramten unsere Getränke heraus und genossen den Anblick und den Moment. Es war nicht viel los, eine Handvoll anderer Touristen, hauptsächlich Inder, waren ebenfalls im Park. Als wir genug hatten, schlenderten wir gemütlich zurück zu unserem Tuktuk.

Indisches Essen

Wir hatten Hunger und es war extrem warm in der Mittagssonne. Deshalb baten wir darum nun unsere Mittagspause in einem klimatisierten, lokalen Restaurant zu machen. Wir wurden gefragt, ob es okay ist dort zu essen, wo wir unser Gepäck hatten (Aha!), stimmten aber zu, da die Tripadvisor Bewertungen ebenfalls sehr gut waren. Wir bestellten zwei richtig leckere vegane Gerichte und genossen die Abkühlung. Mir war es schon fast zu kalt!

Stoffe, Tücher, Paschmina

Aufgrund der Temperatur entschieden wir nun uns ein traditionelles Stoffgeschäft anzuschauen. Unser Fahrer betonte immer wieder, dass wir auch einfach nur gucken und uns die Herstellung zeigen lassen könnten und nicht gezwungen sind etwas zu kaufen. Mit dem Gedanken nichts zu kaufen, maximal eine Asienhose für mich, betraten wir den Laden und bummelten ein bisschen herum. Der Laden war überraschend groß und sehr ordentlich. Wir wurden dann vom Ladenbesitzer persönlich in Beschlag genommen, der uns die verschiedensten Stoffe und Qualitäten zeigte. Gunnar hatte früher einmal einen Kaschmirschal und wollte gerne wieder einen. Ich probierte die Schals unter dem Ventilator aus und konnte tatsächlich große Unterschiede feststellen. Wir lernten auch den Test zur Kontrolle, ob es sich um echtes Kaschmir handelt. Da ich von Natur aus sehr skeptisch bin, bat ich um W-Lan, um mich im Internet über Preise und Echtheitstests informieren zu können. Es war tatsächlich alles sehr seriös und auch die hohen Preise waren laut Internet gerechtfertigt. An dieser Stelle erzählten wir von unserem Instagram Account und von unserem Plan eine Homepage zu erstellen. Wir handelten einen sehr fairen Preis für die Schals aus und versprachen im Gegenzug den Laden zu erwähnen und empfehlen, was wir an dieser Stelle auch gerne machen.

Weiter geht’s

Zwei Schals und eine Asienhose reicher, verließen wir nach gut 1,5 h den Laden und bekamen einen respektvollen Blick von unserem Fahrer, als wir ihm den Preis nannten, den wir bezahlt hatten (ich wollte nochmal sicher gehen…). Angeblich hat er noch nie von jemandem gehört, der so weit runtergehandelt hat. Da wir jetzt viel länger als geplant im Laden waren, entschieden wir direkt zum Taj Mahal zu fahren. Dort sollten wir unter anderem auch den Sonnenuntergang beobachten können.

Feiertag in Indien

Unser Fahrer zeigte uns mit dem Tuktuk den Weg, den wir vom Taj Mahal bis zum Restaurant zurücklaufen sollten (er konnte da nicht parken) und ließ uns dann am Eingang heraus. Freudig gespannt folgten wir dem 10-15 Minuten langen Weg und ignorierten die Rikschafahrer, die einen direkt bis zum Taj Mahal (bzw. zur Kasse) bringen wollten. Wir waren gegen 15:30 Uhr an der Kasse und es war rappelvoll, allerdings hauptsächlich mit Indern, weiße Nasen sah man wenige. An allen Kassen gab es lange Schlangen, viele Schulklassen und wie es auch aussah Studenten waren dort. Es war der Auftakt zur Holy Week, das hatten wir gar nicht auf dem Schirm gehabt! Wir reihten uns in die Schlange ein, wurden dann aber in eine Schlange für ausländische Touristen gestellt die deutlich kürzer war. Wie wir es auch schon aus Indonesien kannten, zahlten die Einheimischen nur einen Bruchteil des Preises, den wir zahlen mussten. Für uns war das aber völlig in Ordnung, wir bekamen dafür jeder noch ein gratis Wasser 😉! Es war auch etwas ganz Besonderes an so einem Ort fast ausschließlich gemeinsam mit Einheimischen zu sein!

Erwartungen

Um ehrlich zu sein, unsere Erwartungen an das Taj Mahal waren jetzt nicht so groß. Wir haben schon lange festgestellt, dass Natur uns deutlich mehr fasziniert als Bauwerke. Und auch die Vorstellung in einer Menschenmenge sich den Weg zum Taj Mahal durchzuarbeiten und anschließend für ein Foto Schlange zu stehen war jetzt nicht so einladend. Wir liefen also der Masse hinterher in Richtung des berühmten Torbogens, durch den man das Taj Mahal sehen kann. Und dann war es so weit, uns bot sich der Anblick, den wir bereits auf hunderten von Fotos gesehen hatten. Wir waren beide sprachlos und überwältigt.

Weltwunder

Genau für solche Momente lieben wir das Reisen! Es ist einfach faszinierend solche unerwarteten Emotionen zu erleben! Wir sind hier, in Indien. Das Taj Mahal, unser Erstes der sieben Weltwunder, zum Greifen nah. Wir kleinen Dorfkinder sind tatsächlich in Indien und erleben ein großes Abenteuer, eine Welt, von der wir bisher nur geträumt haben. All diese heftigen Emotionen sorgten dafür, dass wir ganz entspannt warten konnten, bis wir an der Reihe waren für ein Foto. Und auch gereizte Guides konnten wir mühelos ausblenden und uns entspannt unsere Zeit nehmen. Als wir zufrieden waren mit unseren Erinnerungen, schlenderten wir weiter aufs Taj Mahal zu, blieben immer wieder stehen, staunten, tranken einen Schluck Wasser. Immer weiter arbeiteten wir uns vor und nahmen auch den zweiten Fotostopp noch mit. Wir sind eigentlich nicht so Fotoverrückt, aber hier wollten wir auf Nummer sicher gehen, es später nicht zu bereuen zu wenig Fotos gemacht zu haben.

Einsamer Sonnenuntergang trotz Menschenmasse

Wir schauten uns den Park und einige weitere Bauwerke an und betraten zum Abschluss das Mausoleum. Es kostet extra, aber wir dachten, wenn schon, denn schon. Wir fanden es auch wirklich schön und den Prunk aus weißem Marmor sehr beeindruckend. Als wir merkten, dass der Sonnenuntergang langsam einsetzte, suchten wir uns einen Platz, um diesen in Ruhr zu genießen. Da die Anlage riesig ist und sich viele der Touristen auf typische Spots spezialisierten, fanden wir einen ruhigen Ort, an dem wir bis auf eine Selfie Pause nicht gestört wurden und die Menschenmasse ausblenden konnten. Der Sonnenuntergang ist wirklich sehr schön dort zu beobachten, da das Taj Mahal fast minütlich seine Farbe dabei ändert. Als die Sonne untergegangen war machten wir uns langsam auf dem Weg zurück zum Restaurant, in dem wir uns mit unserem Fahrer treffen wollten.

Das Chaos beginnt

Bester Laune liefen wir den Weg entlang, den wir gekommen waren – das dachten wir zumindest. Uns kam der Weg schon deutlich länger vor als der Hinweg und als wir aus dem Eingang/Ausgang traten, sahen wir die Statue nicht. Ohje, wir waren falsch gelaufen und haben es nicht gemerkt! Viele Rikschafahrer boten uns an, uns zurück zu bringen, aber wir wollten laufen. Eigentlich geht es nur geradeaus und dann muss man die richtige Abzweigung nehmen (Ost-, Süd- und Westtor). Wir fragten dann an der Kreuzungsstelle und waren dann wieder auf dem richtigen Weg. Uns wurde gesagt, wir würden jetzt noch 40 Minuten brauchen, doch wir brauchten nur 15 Minuten, was zeitlich noch vollkommen okay war. Wir kamen also am Restaurant an, aßen nochmal sehr lecker dort und wurden dann zum Bahnhof gefahren. Es gab einen herzlichen Abschied und wir stiefelten Richtung Gleise… Was dann alles schief lief auf unserer Reise nach Varanasi, haben wir in einem extra Beitrag verfasst.

Über Gunnar

34 Jahre IT-Berater Volleyball Reisen Autos
Speichere in deinen Favoriten diesen permalink.

Kommentare sind geschlossen.