Prambanan und Borobudur – eine abenteuerliche Motorradreise

Ankunft und Vorbereitung

Früher als geplant landeten wir in Yogyakarta und wurden gratis von unserem Air BnB Besitzer vom Flughafen abgeholt und zur Wohnung gebracht. Die Strecke war nicht lang, aber ein Auto braucht einfach ewig durch den Verkehr (wir kamen natürlich zur Rush Hour am Nachmittag an) und unsere Wohnung lag mitten im Zentrum. Angekommen im Apartment nutzten wir direkt die Dusche und zogen uns um, dann ging es auf zum Rollerverleih und anschließend zum Essen. Wir teilten uns 3 Hauptgerichte in einem günstigen Restaurant direkt am Bahnhof (es war super lecker!!!) und gingen dann noch ein wenig durch die Straßen spazieren und in eine Mall, um noch ein paar Kleinigkeiten zu besorgen. So auf dem ersten Blick gefiel uns Yogya, wie die Stadt meistens liebevoll genannt wird, richtig gut!

Hilfe, wie kommen wir hier raus?

Wir gingen früh schlafen, da wir am nächsten morgen früh (5 Uhr) aufstehen wollten, um unseren großen Kulturtrip zu starten. Wir wollten Borobudur und Prambanan an einem Tag besichtigen, da unser Zug um 17:15 Uhr nach Surabaya fuhr. Zunächst gingen wir in den 24h Supermarkt vor der Haustür und kauften uns Verpflegung für die Tour, dann ging es auch schon los auf die Straße. Danach versuchten wir uns ohne Handy zu navigieren, da der Weg sehr einfach sein sollte. Wir hatten allerdings Probleme aus der Stadt heraus zu finden. Für die knapp 40km benötigten wir eine gemütliche Stunde. Die Strecke war insgesamt wirklich sehr leicht zu fahren und zu finden, am frühen Morgen hielt sich auch der Verkehr noch in Grenzen. Angekommen am Borobudur parkten wir unseren Roller auf dem leeren Parkplatz, zahlten ein paar Cents dafür, und kauften uns dann an der Kasse das Kombiticket für die Tempel Borobudur und Prambanan für 45$ (Stand 5/2019). Wichtig: Als Student bekommt man einen deutlich vergünstigten Preis, man muss aber einen gültigen Studentenausweis vorhalten können.

Borobudur – fast für uns alleine

Wir hatten riesiges Glück und haben uns die gesamte Tempelanlage mit vielleicht 20 anderen Touristen geteilt. Wir kamen genau nach der Welle an, die zum Sonnenaufgang da war und vor der Welle der anderen Tagestouristen. So muss das sein! Wir entschieden uns gegen einen Guide, für uns was es an diesem Tag wichtiger in unserem Tempo durch die Anlage zu laufen und uns an schönen Orten solange hinzusetzen und zu schauen, bis wir uns satt gesehen haben. Die Info´s über den Tempel haben wir dann vor Ort auf Schildern gelesen und im natürlich im Vorfeld auch schon online recherchiert.

Borobudur

Der Borobudur ist die größte buddhistische Tempelanlage der Welt. Der Tempel ist quadratisch mit einer Seitenlänge von 123 Metern und neun Stockwerken hoch. Nach einem Vulkanausbruch (Mt. Merapi) im Jahr 1006 wurde der Tempel mit Tonnen von Asche bedeckt und erst 1814 wiederentdeckt. 1835 wurde er von den Europäern freigelegt. Zwischen 1973 und 1983 liefen aufwändige Restaurierungsprogramme. Auch Deutschland hat von 2011-2017 Geld für die Restaurierung ausgegeben. Wir können sagen, es hat sich gelohnt! Uns hat der Tempel extrem gut gefallen und wir können den Besuch bedenkenlos weiterempfehlen.

Ein verhängsvoller Fehler…

Gut gelaunt liefen wir gegen 9 Uhr zurück zum Roller, vorbei an dem noch geschlossenen Verkaufsstände-Labyrinth beim Ausgang. Wir tippten Prambanan bei maps.me ein, wählten den 86km entfernten Vorschlag „Canti Prambanan“, was soviel heißt wie Straße Prambanan aus und fuhren los. Das die Entfernung eigentlich nur 52km sind, haben wir geflissentlich übersehen. Auch haben wir ignoriert, dass man eigentlich nur 1,5-2h fährt und wir bereits 2,5h unterwegs waren bis wir letztendlich an unserem „Ziel“ angekommen sind. Es war leider wirklich nur eine Straße die Prambanan hieß und stolze 117km vom eigentlichen Tempel entfernt liegt!! Wir schluckten unseren Ärger hinunter und versuchten es mit Humor zu nehmen.

Einmal Wenden auf der Autobahn bitte!

Wir entschieden uns wieder auf den Roller zu steigen und fuhren 3h lang ohne großartige Pause durch bis zum Prambanan. Um das Chaos perfekt zu machen übersahen wir evtl. zwischendurch das Autobahnschild und fuhren fast!! auf die Autobahn auf… 😉 Glücklicherweise bemerkten wir unseren Fehler während wir die Auffahrt lang fuhren, wendeten und fuhren Kamikaze mäßig mit Warnblinklicht am Seitenrad entlang die Auffahrt zurück zur Straße. Der Adrenalinschub reichte um uns hellwach um 14:50 Uhr am Prambanan ankommen zu lassen. Vielleicht erinnert ihr euch – unser Zug nach Surabaya fuhr um 17:15 Uhr ab. Mit dem Roller waren es vom Prambanan noch 17km zurück nach Yogyakarta und dann 10min zu Fuß vom Rollerverleih zum Bahnhof, 15min, weil wir ja noch unsere Rucksäcke aus der Unterkunft abholen mussten.

Wenn´s läuft, dann läuft´s…

Wir gaben uns 1h für den größten hinduistischen Tempel Indonesiens und durch unser unfassbares Glück wieder fast alleine dort zu sein, reichte die Zeit auch so gerade eben. Die Anlage ist wirklich wunderschön und sehr beeindrucken und sicherlich könnte man auch noch einige Stunden mehr hier verbringen. Auch eine Führung könnte interessant sein, ist für uns nur einfach nicht die beliebteste Art einen Ort zu entdecken.

Prambanan

Der Tempel wurde 850 erbaut und gilt als einer der größten hinduistischen Tempel weltweit. Das höchste Gebäude ist 47m hoch. Durch Naturkatastrophen wurde der Tempel immer wieder beschädigt und es liegen auch immer noch viele Bausteine herum, die irgendwann wiederaufgebaut werden sollen.

Prambanan

Countdown läuft

Nach unserer Besichtigung gingen wir noch immer gut in der Zeit zurück zum Roller und wollten uns gemütlich auf dem Weg machen, glücklich dass alles noch so gut funktioniert hat. Aber nichts da, unser Roller hatte einen Platten.

75 Minuten bis zur Abfahrt des Zuges

Wir waren kurzzeitig wirklich verzweifelt, da unser Zug schon gebucht und Ina und ihr Bruder sich schon extra frei genommen hatten und uns am Bahnhof abholen wollten, um direkt zum Bromo zu fahren. Außerdem hatten wir noch keine Sim Karte, die wollte Ina uns in Surabaya geben, sodass wir auch nirgendwo anrufen konnten. Wir probierten alle Optionen durch, fragten die Security und viele weitere Personen um Hilfe. Letztendlich schoben wir den Roller zu einer Gott sei Dank nur 100m entfernten „Werkstatt“ die unseren Reifen reparieren oder wechseln wollten. Zuerst war aber ein anderer Kunde dran.

60 Minuten bis zur Abfahrt des Zuges

In meiner hoffnungslosen Naivität bestellten wir ein Taxi, um zurück zum Rollerverleih zu fahren, diesem ein sattes Trinkgeld zu zahlen damit er den Roller für uns abholen lässt + Reparatur und wir dann doch noch den Zug erwischen. Das Taxi kam und wir brauchten eine Ewigkeit zurück, da wir mitten in der Rush Hour steckten!

25 Minuten bis zur Abfahrt des Zuges

Um 16:50 Uhr holte ich schnell das Gepäck während Gunnar schon zum Rollerverleih ging und versuchte das Problem zu lösen, immer noch in der Hoffnung den Zug zu erwischen.

Spoiler: Wir haben ihn nicht erwischt!

Die nächsten 30 Minuten waren wir beim Roller-Vermieter und seiner Frau, die beide wirklich sehr lieb waren und sie wollten uns gerne helfen, waren aber zugleich etwas entsetzt, dass wir den Roller stehen gelassen haben und ihm keine Adresse nennen konnten wo. Dieses Detail haben wir in dem Stress nicht bedacht. Wir versuchten ihm genau zu erklären wo und hatten das Gefühl aneinander vorbei zu reden. Irgendwann mischte ich mich mit Tränen in den Augen in das Gespräch und versuchte den Ort zu beschreiben und siehe da – Gunnar hat den falschen Tempel genannt, den der dreimal so weit entfernt war! Als ich ihm den richtigen Tempel nannte, lächelte er und sagte: “kein Problem”. Er wollte auch gar kein großes Extrageld dafür haben.

Also einen neuen Zug buchen

Der Vermieter gab uns auch sein Handy, damit wir nach Alternativzügen schauen konnten und siehe da, es fuhr ein schneller Direktzug um 18:35 Uhr der noch 4 freie Plätze hatte, sodass wir zügig zum Bahnhof gingen (mit einem „be happy“ verabschiedet wurden – Tränen werden einfach nicht gerne gesehen) und uns die Tickets kauften.

Klappt das jetzt wohl?

Passenderweise funktionierte keine unserer Kreditkarten aber mit einem Mix aus Euro und indonesischer Rupiah konnten wir die Tickets so gerade noch bezahlen. Auf den Schock gönnten wir uns noch ein Abendessen, wir hatten den ganzen Tag über auch nur Snacks gehabt, konnten dort zum Glück mit Karte zahlen, und stiegen dann erleichtert in den Zug nach Surabaya. Wir stellten unseren Handywecker, steckten Ohrstöpsel in die Ohren, setzten die Augenmaske auf, legten die Decke über uns drüber.

Fehlt nur noch das wir den Bahnhof verschlafen

Wir wurden trotz Wecker erst im Bahnhof von Surabaya wach, wo wir hektisch unsere Sachen zusammenpackten und den Zug verließen. Wir gingen noch schnell zur Bahnhofstoilette – sehr sauber!- und trafen dann auf Ina und ihren Bruder.

Was für ein Tag!

Zum erzählen super, zum erleben echt anstrengend! Aber das gehört beim Reisen nun mal dazu! Später sahen wir übrigens noch dass unser Roller Vermieter geschrieben hat, dass er den Roller wieder hat und er uns weiterhin einen glücklichen Urlaub wünscht.

Über Gunnar

34 Jahre IT-Berater Volleyball Reisen Autos
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