Annapurna Circuit

Das Wandern des Annapurna Circuit ist ein Big5, einer meiner großen fünf Lebensträume, von mir gewesen. Lange Zeit schon habe ich davon geschwärmt diese Fernwanderung irgendwann einmal zu machen. Jetzt war es endlich soweit! Ob die Wanderung den Status Lebenstraum gerecht wurde, werde ich am Ende des Artikels aufklären. Dieser Beitrag beschreibt außerdem jede einzelne Etappe und gibt zusätzlich Informationen über Permits, Schlafen, Essen, Kosten und Packliste. Wir werden am Ende kritisch bewerten, was wir zu viel dabeihatten und was eventuell gefehlt hat.

Die meisten Wanderer reisen entweder aus Kathmandu oder wie wir aus Pokhara an. Um dann nach Besisahar zu gelangen gibt es üblicherweise nur zwei Möglichkeiten – entweder nimmt man den Bus oder man mietet sich einen Jeep/Taxi, so wie wir das gemacht haben.

Anreise nach Besisahar

Von Pokhara nach Besisahar

Juchu, es geht endlich los! Voller Vorfreude standen wir auf und wurden erst einmal von einem unglaublich schönen Sonnenaufgang begrüßt. Wir verabschiedeten uns von unserer Gastfamilie und wurden pünktlich um 6 Uhr von unserem Jeep oben an der Straße erwartet. Der Jeep wirkte neu, hatte eine Klimaanlage und war sehr bequem. Mit anderen Worten – wir hatten mit der Entscheidung für den Jeep und gegen den Bus alles richtig gemacht und konnten die Fahrt und die Ausblicke sehr genießen.

Tag 1: Ngadi Bazar (900m) nach Ghermu (1.155m): 10,1km und 3,5h Gehzeit

In den letzten Wochen hatte es länger und mehr geregnet, als normalerweise. Unser Gastvater in Pokhara war früher ein Guide, der den Annapurna Circuit schon häufiger gelaufen ist. Er empfahl uns aufgrund des Wetters, des Baus der Jeepstrecke und der Attraktivität der Gegend, dass wir mit dem Bus oder einem Jeep bis nach Ngadi Bazar fahren sollten und dort erst mit der Wanderung zu beginnen. Ähnliches haben wir schon von anderen Reisenden gehört und so entschieden wir uns mit dem Bus bis Ngadi Bazar zu fahren, der mittlerweile sogar halbstündlich in der Hauptsaison fährt.

Seit kurzem gibt es auch eine Alternative zur Jeeppiste für die Wanderer, diese ist jedoch bei Regen an den Vortagen ungeeignet.

Wir mussten knapp 30min auf den Bus warten und kehrten in ein Cafe ein, das scheinbar nur von Einheimischen besucht wird. Das Essen war super lecker und es passte zeitlich perfekt. Gut gesättigt setzten wir uns in den Bus nach ganz hinten mit unseren großen Rucksäcken und zur typisch nepalesischen Musik fuhren wir die knapp 12km innerhalb einer knappen Stunde bis nach Ngadi Bazar. In dem witzigen Dorf angekommen, kauften wir uns 4l Wasser (den Filter wollten wir erst abends ausprobieren und ich wollte auch gerne die Toilette – das Loch 😀 – benutzen) und starteten motiviert unsere Wanderung.

Unsere Sorge mit dem Regen war unbegründet, die Sonne schien und wir schmierten uns direkt mit unserer 50er Sonnenmilch ein, immerhin wanderten wir mal wieder durch die Mittagshitze! Der Weg war gut ausgeschildert und folgte in großen Teilen der Jeepstraße, nahm aber immer wieder auch Wege rechts und links durch das Grüne auf. Bei manchen Seitenwegen stand die Warnung, dass diese zur Zeit nicht betreten werden konnten. Daher folgten wir dann natürlich der Straße. Bei einem dieser Seitenwege wurde der Weg plötzlich sehr schmal und neben sich den steilen Abgrund, musste man einen großen, sicheren Schritt machen können. Das war schon ziemlich abenteuerlich, schon fast ein bisschen zu viel für den ersten Tag mit 13kg Rucksack auf dem Rücken.

Die Landschaft, die wir sahen war wunderschön. Alles war saftig grün und die Formation der Berge war atemberaubend! Immer wieder liefen wir an kleinen Ziegenherden vorbei und passierten kleine Dörfer. Wir wurden freundlich angelächelt, die Kinder fragten aber zum Teil ziemlich aufdringlich nach Süßigkeiten „Give me sweets“. Sie scheinen das so für sich abgespeichert zu haben, dass die Touristen Süßigkeiten vorbeibringen.

Das erste größere Dorf, dass wir erreichten war Bahundanda (1.280m). Hier gibt es Unterkünfte, Restaurants und kleine Shops. Der letzte Aufstieg dorthin war schon ziemlich anstrengend und wir waren froh, als wir oben angekommen unsere Rucksäcke absetzen und uns im Schatten an die Chautara setzen konnten. Für Zucker und ein bisschen Koffein kauften wir uns jeder eine kalte Cola und aßen unsere Nüsse und einen Proteinriegel. Wir wurden auch kurz umworben in den Restaurants oder Unterkünften einzukehren, aber ein freundlichen „Nein, danke“ reichte aus. Da wo wir unsere Cola gekauft hatten, suchte ich die Toilette auf, dann ging es auch schon wieder weiter. Der anstrengendste Part war geschafft, jetzt ging es auch erst einmal wieder bergab. Ghermu, unser Tagesziel liegt sogar 125m niedriger.

Am Ortsausgang gab es einen wunderschönen Ausblickpunkt, an dem wir natürlich anhielten und ein paar Fotos machten. Es kam auch ein ganz kurzer Regenschauer runter, sodass wir unsere Regenhüllen für die Rucksäcke das erste Mal benutzten. Der Regen hielt aber nur ein paar Minuten an, dann kam schon wieder die Sonne heraus. Am Ausblickpunkt trafen wir auf einen Hirtenhund, der uns für eine längere Zeit begleitete. Immer wieder wartete er, bis wir mit ihm aufgeschlossen hatten und lief dann weiter. Das war schon ein ganz besonderes Erlebnis! Wir folgten der Wegmarkierung, der Hund eher der neuen Straße, trotzdem trafen wir immer wieder aufeinander. Unsere kleinen Seitenabstecher führten durch Felder und ab und zu mussten Bäche durchquert werden. Wir waren im Paradies!

Aber auch auf dem Hauptweg mussten wir immer wieder Wasserfälle, die über den Weg flossen, durchqueren. Leider passierte mir beim rumbalancieren ein Missgeschick und meine Schuhe wurden geflutet. Nasse Schuhe, nasse Socken – jeder einigermaßen erfahrene Wanderer weiß, dass ist nicht gut! Ich setzte mich kurz hin, presste das Wasser so gut es ging aus den Socken (die Ersatzsocken wollte ich nicht in den nassen Schuhen anziehen) und lief weiter. Unser Ziel war es früh anzukommen, damit die Schuhe und Socken noch trocknen können. Auch unser Freund der Hund wartete auf uns. Irgendwann überquerten wir eine Brücke und liefen steile Treppen in ein kleines Dorf nach oben. Dort schien unser neuer Freund zu wohnen und wir verabschiedeten uns mit einem Winken.

Eine halbe Stunde vor Ankunft passierte es dann, unser Wasser war leer! Wir trafen eine israelische Familie, die uns ihre Ersatzflasche Wasser schenkte (noch nicht gefiltert) und so probierten wir das erste Mal unseren Wasserfilter aus (natürlich hatten wir es in Deutschland auch schonmal kurz getestet) und alles funktionierte super. Um ehrlich zu sein kam auch ein gewisses Freiheits- und Unabhängigkeitsgefühl dabei auf. Der Guide der Familie empfahl uns übrigens die Rainbow Lodge, die uns auch schon angelächelt hatte.

Wir liefen also weiter und erreichten noch im Hellen das kleine Dorf Ghermu, was uns direkt gut gefiel. Anschließend durchquerten wir es und kamen hungrig in der Rainbow Lodge an. Wir handelten aus, dass wir kostenfrei übernachten durften, dafür aber dort Abendbrot und Frühstück bestellten. Unser Zimmer war süß und ausreichend, die zwei Gemeinschaftsbäder sauber und in Ordnung. In der unteren Etage sollte es sogar heißes Wasser fürs Duschen geben. Wir bestellten direkt Abendbrot (Dal Bhat) und setzten uns nach draußen. Die Wandersachen hatten wir gegen gemütliche Kleidung getauscht und mit Blick auf den Wasserfall genossen wir die Ruhe und Entspannung. Hinter uns saß ein deutsches Paar in langer Kleidung und wir wunderten uns, warum sie das taten. Ein paar Minuten später wusste ich es, Mücken! Schnell holten wir unser Mückenspray, doch die ersten dicken Stiche hatte ich schon bekommen. Selbst durch die dünne Hose hatten sie gestochen! Ich freute mich schon auf die Höhe ab 2,500m, wo es kaum noch Mücken geben sollte!

Dann kam unser Dal Bhat und wir aßen soviel wir konnten. Dieses immer wieder Teller Auffüllen ist schon praktisch nach einem Wandertag! Satt und zufrieden gingen wir dann einer nach dem anderen Duschen (das war schwieriger als es klingt mit dem Mix aus Heiß und kalt) und gingen noch nach drinnen um Frühstück zu bestellen. Dort trafen wir auch die anderen Deutschen und kamen ins Gespräch. Sie wollten am nächsten Tag auch nach Tal laufen, waren heute mit dem Jeep bis Ghermu gefahren, was wohl der Horror war, und wir entschieden zusammen zu frühstücken um 7 Uhr. Wir setzten uns noch kurz zusammen und quatschten ein wenig, um 19:30 Uhr gingen wir dann aber ins Bett! Temperaturmäßig reichte übrigens unser Hüttenschlafsack, den dickeren Schlafsack ließen wir noch im Rucksack.

Es war ein langer und aufregender Tag, wir waren glücklich endlich hier zu sein und überwältigt von der Schönheit den Bergen und der Natur. Das Essen war besser als erwartet und die Wege entspannter als gedacht. Die Sorgen wegen des Wetters waren unbegründet und wir waren froh die Wanderung nicht erst ein paar Tage später gestartet zu haben. Wanderer haben wir wenige gesehen, was uns schon etwas gewundert hatte, da Oktober die Hauptsaison ist.

Tag 2: Ghermu (1.155m) nach Tal (1.680m): 16km und 6h Gehzeit

Wir haben erstaunlich gut geschlafen und bis auf ein bisschen Muskelkater in den Oberschenkeln beim Treppensteigen, ging es uns richtig gut. Wir frühstückten lecker Pfannkuchen, unterhielten uns mit dem anderen Pärchen und dann packten wir unsere Sachen zusammen und gingen los. Obwohl es noch früh war, wurde es in der Sonne ziemlich schnell schon ziemlich warm. Die langen Sachen wanderten also in den Rucksack und weiter ging es. Es gibt von Ghermu Richtung Jagat zwei Wege, einen mit 600 extra Höhenmetern und schönen Aussichten und die Straße. Witterungsbedingt kam für uns leider nur die staubige Straße in Frage. Der Weg war aber auch so anstrengend und schön genug!

Die Strecke war noch schöner als die vom Vortag und sah auch ganz anders aus, was wir sehr faszinierend fanden! Erst einmal führte der Weg von Ghermu zurück auf die Jeeppiste, der wir dann auch eine gewisse Zeit durch die stärker werdende Sonne folgen mussten. Hier kam es ein Tag vorher zu einer Bodenerosion, die die Straße versperrte. Deshalb müssen alle Personen und Güter an der Stelle in Fahrzeuge auf der anderen Seite umgeladen werden. Dieses Vorgehen konnten wir während wir die Brücke überquerten fasziniert beobachten.

Nach etwa 1,5h erreichten wir das größere Dorf Jagat (1,300m). Wir kauften uns Cola, aßen ein paar Nüsse, nutzten die Örtlichkeiten und wanderten weiter, in der Hoffnung die Straße bald zu verlassen. Unser Ziel war in Chyamche (1.380m) eine längere Mittagspause zu machen und dort meine Schuhe weiter zu trocknen, die über Nacht natürlich nicht weiter getrocknet sind. Die Hälfte der Zeit liefen wir weiter über die Staubpiste, die andere Hälfte verlief sehr angenehm durch den Wald. Im Tibetan Hotel kehrten wir dann ein und unterhielten uns sehr nett mit den Besitzern. Wir bestellten vegetarisches Curry mit Reis und genossen unsere Pause in vollen Zügen. Mit dem Wissen nur noch 2h Gehzeit und 300hm vor uns zu haben bummelten wir ein wenig und liefen dann irgendwann ganz entspannt weiter.

Gut, dass wir uns gestärkt hatten! Im Dorf kommt irgendwann rechts die Abzweigung auf den Weg, weg von der Staubpiste – juhu. Die folgende Strecke hatte es aber in sich! Landschaftlich eine der schönsten Strecken des ganzen Weges, machte es und aber die zahlreichen Auf- und Abstiege relativ angenehm. Links auf der anderen Seite des Flusses, kann man in den Bergen die Jeeppiste erkennen, von der 2009 noch nichts zu sehen war, die 2013 aber schon von den ersten Jeeps befahren wurde. Unglaublich was der Mensch alles leisten kann.

Ganz am Ende steht einem dann der steilste Anstieg bevor, der sich auch ganz schön in die Länge zieht! Hilfreich ist es hierbei sich immer wieder mal umzudrehen und die fantastische Aussicht zu genießen. Auch auf dieser Strecke haben wir übrigens kaum andere Wanderer getroffen, komisch! Als wir durch den Torbogen (Eintritt in den Distrikt Manang) liefen und Tal vor uns liegen sahen, wurden wir wirklich von Glück durchflutet. Da wir zum einen die Erleichterung, nach den Anstrengungen angekommen zu sein und auf der anderen Seite war es einfach wunderschön! Tal ist ein wirklich richtig schönes Dorf! Das sieht man aber leider auch daran, dass viele neue Unterkünfte gebaut werden.

Wir liefen erst einmal zu der Lodge, die im Reiseführer empfohlen wurde, kehrten dann aber nochmal um und nahmen dieselbe Lodge, wie das andere deutsche Pärchen. Wieder konnten wir kostenfrei übernachten und bestellten uns erst einmal einen heißen Tee, nachdem wir die warme Dusche benutzt hatten. Abendessen bestellten wir für 17:30 Uhr und spielten so lange und quatschten mit dem anderen Pärchen. Nach dem Essen spielten wir zu viert Qwixx, was echt Spaß gemacht hat und gingen dann hundemüde um 18:45 Uhr ins Bett! Wir verabredeten uns wieder fürs Frühstück um 6:30 Uhr. Ein wirklich toller und erfolgreicher Tag, der nächste Tag sollte einer der Anstrengendsten werden! Wir hatten noch einen großen Besucher mit acht Beinen in unserem Zimmer, aber wir löschten das Licht und hofften, dass der Kollege genauso wenig Interesse nach körperlichen Kontakt hatte wie wir 😀

Tag 3: Tal (1.680m) nach Chame (2.680m): 25km in 8h Gehzeit

Ausgeschlafen, ohne nächtlichen Besuch, und hoch motiviert frühstückten wir, packten unsere Sachen zusammen, diese Nacht hatten wir die Schlafsäcke benutzen müssen, und marschierten los. Wir passierten einen Wasserfall und sahen, dass das Dorf wirklich gut ausgestattet ist. Es gibt sogar eine Safe Drinking Water Station und ein Medical Center. Bereits am Anfang passierten wir die ersten Gompas (Gebetsmühlen) und bewegten sie mit unserer rechten Hand – ganz wichtig, nicht mit links! Wir merken, dass wir langsam im buddhistischen Teil angekommen sind!

Wir überquerten Hängebrücken und mussten auch den ein oder anderen Wasserfall passieren. Meine Schuhe waren zum Glück wieder recht trocken, die Wandersocken haben die Feuchtigkeit beim Laufen immer gut aufgesaugt und ich habe dann das nächste Paar angezogen. Es gab also keine Blasen, nur ein bisschen schrumpelig, wie nach einem zu langen Bad, sahen die Zehen aus.

Irgendwann kamen wir an eine Stelle mit einem Zaun/Tor/Wegsperre. Wir sahen aber keine Alternative und der Weg schien in das nächste Dorf zu führen. Mit dem Gedanken, dass der Zweck der Konstruktion vielleicht nur war Kühe bei sich zu behalten, kletterten wir um den Zaun herum und liefen weiter. Das schien auch richtig zu sein, wir kamen in dem Dorf Karte an und waren immer noch auf dem richtigen Weg. In Karte gibt es einen Weg zum 5 tägigen Ausflug zum Manaslu Lake (4.700m), wir gingen aber Richtung Manang. Kurz darauf gelangt man zum ACAP Checkpoint in Dharapani (1.900m), an dem man sein Permit vorzeigt und einen Stempel erhält. Da es noch früh war und wir gut drauf waren entschieden wir weiter bis nach Bagarchhap (2.115m) zu laufen. Der Weg war einfach und verlief kontinuierlich leicht steigend weiter.

In Bagarchhap kauften wir uns etwas zu trinken und einen Schokoriegel. Es sollte eigentlich nur eine kurze Pause werden, in der wir unser Wasser auffüllen wollten, wurde dann aber doch fast 45 min lang. Es war aber auch wirklich gemütlich, schön warm und weit und breit keine anderen Wanderer zu sehen. Ausgeruht wanderten wir weiter, durchquerten das Dorf Danakyu (2.190m) und machten uns dann an den steilen Aufstieg von 430hm auf kurzer Strecke.

Was für ein Abenteuer! Die erste Schwierigkeit war, überhaupt auf den Weg zu kommen. Ein Wasserfall ergoss sich über die Straße und es sah wirklich tief und nach etwas stärkerer Strömung aus. Ich wollte gerade meine Schuhe ausziehen als uns ein Auto mit Einheimischen entgegenkam und sie uns anboten, dass wir uns auf die Fußleiste des Jeeps stellen und sie uns über den Wasserfall fahren. Glück gehabt! Danach kämpften wir uns durch die matschigen Wege des Waldes bis nach oben und kreuzten dabei immer wieder die Jeeppiste. Wir waren überrascht von unserer Ausdauer und auch ein bisschen stolz, dass wir ohne Pause zu machen nach oben gelaufen sind.

Oben mussten wir eine Hängebrücke überqueren, die auch schon bessere Zeiten gesehen hatte. Das „Geländer“ hing schon seitlich runter. Am Ende der Brücke fehlte eine Markierung, ob man rechts oder links gehen musste. Wir entschieden uns für den besser erhaltenden Weg und gerieten in eine Sackgasse. Also hieß es nach 10 Minuten umdrehen und in die andere Richtung laufen. Das stellte sich als richtig heraus! Also wenn ihr mal den Weg laufen solltet und eine Markierung fehlt, geht rechts!

In Timang (2.620m) angekommen, merkten wir, dass es kühler wurde. Wir bestellten uns ein sehr leckeres Kartoffel-Gemüse Gericht und eine heiße Zitrone. Zur Förderung der Akklimatisierung tranken wir ab dieser Höhe keine Cola mehr. Wir dehnten die Pause gut aus, weil wir gut in der Zeit waren, machten sogar ein Mini Powernap auf der Bank und liefen dann weiter, natürlich nicht, ohne vorher nochmal das Wasser aufzufüllen und die Örtlichkeiten aufzusuchen. Die restlichen 2,5h sollte es relativ eben bleiben mit nur einem kurzen steilen Abstieg kurz nach Timang und anschließenden Aufstieg.

Wir liefen durch das Dorf Thanchok (2.630m) und anschließend durch einen Kiefernwald. Kurz darauf sehen wir ihn endlich, den Annapurna II, unseren weißen Riesen! Den Berg mit eigenen Augen zu sehen war wirklich magisch für uns! Irgendwann kamen wir in Koto (2.600m) an, wo wir uns erneut beim ACAP Checkpoint melden mussten. Von dort aus waren es noch 30min bis nach Chame, wir ließen uns aber von einem Einheimischen überreden in die Unterkunft seiner Schwester, die wirklich sehr schön und sehr neu war! Wenn wir ihn richtig verstanden haben, wurde die Unterkunft gerade erst fertig gestellt.

Die Lodge lag etwa 15min vor Chame, ein Ort, der ganz neu am Entstehen war und mehrere neue Lodges aufzeigte. Unser Host erklärte uns, dass die Regierung Familien Kredite anbot, um dort Unterkünfte zu errichten, da der Touristenandrang z.B. in Chame in der Hauptsaison schwerer zu bewältigen wird. Wir bekamen kostenfrei ein richtig schönes Zimmer, durften kostenfrei heiß Duschen, als Dankeschön, dass wir uns für sie entschieden haben.

Wir bestellten unser Dal Bhat für 18 Uhr, nutzten die heiße Dusche und setzten uns dann wieder frisch in den Aufenthaltsraum. Es wurde sogar der Ofen für uns angemacht. Wo war denn nur der Touristenstrom, der sonst in der Hauptsaison da ist? Wie wir hörten, kamen viele wohl eine Woche später erst, weil sie von den Nachrichten über Regen abgeschreckt waren. Die Familie hat übrigens einen extrem süßen Hundewelpen, mit dem Gunnar ganz viel gespielt hat. Natürlich hat er sich danach ordentlich die Hände gewaschen und desinfiziert.

Die 25km waren schon wirklich sehr anstrengend, aber mit unseren Pausen hat es für uns wirklich gut gepasst. Nach dem Abendbrot lasen wir noch ein wenig und schliefen dann erschöpft wieder ziemlich früh ein! Am nächsten Tag sollten es ja nur 17km werden 😀

Tag 4: Chame (2.670m) nach Upper Pisang (3.300m): 17km und 5h Gehzeit

Nach der anstrengenden Etappe am Vortag, lagen heute nur knapp 17km vor uns. Die Strecke war wunderschön und wir ließen uns von den weißen Riesen beeindrucken. Es galt zwar zwei größere Anstiege zu bewältigen, doch angesichts der Kulisse und der immer weiter steigenden Kondition, meisterten wir die Strecke ohne größere Schwierigkeiten.

Das erste Highlight des Tages war der kleine Ort Bhratang in dem es viele Produkte aus Äpfeln zu kaufen gab. Wir gönnten uns jeder eine frische Apfeltasche und genossen in der Sonne so unser zweites Frühstück. Für den weiteren Weg nahmen wir uns natürlich vorsichtshalber nochmal jeder einen Apfeldonut mit, man kann ja nie wissen!

Anschließend machten wir Bekanntschaft mit dem heiligen Berg Swargadwari. Der Berg ist 5.000 m hoch und sieht aus wie eine Rampe aus Fels. Über den Berg gibt es verschiedene Sagen. Die Buddhisten haben früher die Verstorbenen am Fuß des Berges abgelegt, in dem Glauben, dass der Wind ihre Seelen über die Rampe ins neue Leben durch die Wiedergeburt trägt. Der Berg sieht auf jeden Fall sehr beeindruckend und wunderschön aus. Während der Wanderung drehten wir uns immer wieder zu dem Bergmassiv um.

Mittags machten wir eine sehr erholsame und leckere Pause in Dhuker Pokhari. Es war etwas windig und die Sonnenschirme drohten immer wieder mal wegzufliegen, doch die Aussicht beim Essen auf den heiligen Berg lenkte gut davon ab. Wir entschieden uns in Upper Pisang zu schlafen und schlugen daher den Alternativweg ein, der als besonders schön beschrieben wurde. Dem können wir aus vollem Herzen zustimmen! Der Weg war einfach und die Zeit verging wie im Fluge.

Wir kamen sogar bereits am frühen Nachmittag an, sodass Zeit für Wäsche waschen und trocknen war und auch die Haare nach einer warmen Dusche noch in der Sonne trocknen konnten. Während wir auf der Dachterrasse saßen, hörten wir ein uns unbekanntes Geräusch. Kurz darauf sahen wir, dass es sich um eine Lawine auf dem 7.000er vor uns handelte. Niemand war dadurch gefährdet, deswegen konnten wir dieses atemberaubende Spektakel ganz unbekümmert genießen.

Durch die Lawine kamen wir mit den zwei weiteren Gästen unserer Lodge ins Gespräch und es entstand eine wunderbare Freundschaft, die auch jetzt noch anhält. Del und Chelsea sind Vater und Tochter aus Colorado, die nächsten Abende verbrachten wir zusammenspielend in den Lodges.

Zum Abendbrot gab es wieder Dal Bhat, wir könnten das tatsächlich jeden Tag essen! Danach spielten wir Wizard mit Chelsea und Del und gingen dann früh schlafen. Und dann kam die Panikattacke…

Alles war gut, bis wir uns ins Bett legten (wir hatten zwei schmale Einzelbetten).

Tag 5: Upper Pisang (3.300m) nach Braga (3.470m): 18km und 6h Gehzeit, ca. 800HM

Zur Akklimatisierung und weil es die deutlich schönere Route ist, entschieden wir uns die lange, anstrengendere Route über Ghyaru (3.670m) und bis auf 3.780m und wieder runter zu wandern. Der steile Anstieg am Anfang war natürlich extrem anstrengend bei der dünnen Luft, aber die Ausblicke waren ein Traum und entschädigten für alles.

Oben in Ghyaru angekommen, bestellten wir uns Tee und Apfeltaschen. Außerdem schenkten Del und Chelsea uns noch Zartbitterschokolade. Bei dieser Pause hatten wir einen der schönsten Ausblicke überhaupt! Wir waren einfach übermäßig glücklich dort zu sitzen und unsere Mahlzeit zu genießen. Nach dem Essen liefen wir motiviert weiter und füllten unsere Trinkblasen nochmal auf, da wir einiges bei dem steilen Anstieg vorher getrunken hatten.

Knappe 2h später erreichten wir Ngawal und stießen zufällig auf eine Lodge, die Eröffnung feierte. Es waren nur Einheimische dort und alles sah nah und schön aus. Da die Aussicht von der Terrasse ebenfalls wunderschön ist, entschieden wir uns dort Mittag zu essen. Wir unterhielten uns mit der Eigentümerin und genossen sehr gutes Essen! Hier hätten wir es uns auch vorstellen können zu übernachten! Nach dem Essen und Entspannen liefen wir los, etwa zwei Stunden wandern lag noch vor uns.

Bis hierhin, war es definitiv unsere schönste Etappe! Trotz der zwei längere Pausen kamen wir viel früher in Braga an als erwartet und sicherten kurz nach dem nächsten Checkpoint uns das letzte Zimmer im New Yak, einer wirklich schönen Lodge mit beheizten Aufenthaltsraum!

Wir warteten auf unsere neuen Freunde, die ein Zimmer gegenüber erhielten, machten einen kurzen Powernapp und liefen dann nochmal freiwillig 5km, um Gunnar in Manang Wanderstöcke zu kaufen. Manang ist wirklich groß, es gibt sogar Kinos dort. Wir hielten uns die Option für den nächsten Tag offen, falls wir nach der Tour zum Icelake noch Lust auf Kino haben.

Zurück in der Lodge duschten wir und spielten, während wir auf unser Abendbrot warteten. Wir hatten wieder einen schönen Abend mit Del und Chelsea, gingen aber trotzdem früh ins Bett, da wir um 6:30 Uhr hoch zum Icelake wollten.

Tag 6: Braga (3.470m) – Ausflug zum Icelake (4.600m): 12,5km und 5h Gehzeit, ca. 1.200HM

Der Icelake: Wer den Weg dorthin schafft, hat keine Probleme mit der Passüberquerung. Genau das wurde uns am Morgen vor der Wanderung nochmal mitgeteilt.

Heute mussten wir mal nicht die schweren Rücksäcke schleppen. Mit 3L Wasser, warmer Kleidung und Snacks (Zimtrolle und Snickers) sind wir um 7:30 Uhr zum Aufstieg zum Icelake gestartet. Das Atmen fiel uns auf jeden Fall etwas schwerer, was bei der Höhe aber ganz normal ist. Langsam und mit vielen Pausen stiegen wir die 1.200HM hoch und wurden mit atemberaubenden Blicken belohnt. Der Aufstieg begann im hinteren Ortsteil und stößt auf einen größeren Querweg. Folgen mussten wir heuten den weiß-blauen Markierungen.

Es gibt eine kleine Hütte auf halbem Wege, an der man Tee und teilweise auch Snacks kaufen kann. Da wir gelernt hatten, wie wichtig Pausen sind, haben wir uns dort gemütlich hingesetzt, die Aussicht genossen und unsere heiße Zitrone getrunken.

Gestärkt ging es dann immer weiter, bis wir nach unzähligen Serpentinen den Icelake erreicht haben. Vom Nordufer des Sees spiegeln sich der Annapurna III, IV und weitere Gletscher. Es gibt einen nicht erkennbaren Weg zu diesem angeblich sehr schönen Aussichtspunkt, wir haben es nicht ausprobiert, da bei uns alles bewölkt war. Stattdessen haben wir ganz viele Fotos gemacht und unsere Snacks genossen.

Kurz vor dem Ziel und auf dem Rückweg hat es etwas geregnet/geschneit, mit der richtigen Kleidung war das aber kein Problem. Als der starke Regen einsetzte, waren wir bereits wieder in unserer Unterkunft angekommen. Wie auch schon die beiden Abende zuvor, spielten wir mit unseren amerikanischen Freunden eine Runde Wizard.

Es war schon ziemlich anstrengend, doch trotzdem haben wir in gut 3h den Anstieg um 1.200HM überwunden. Wir können wirklich jedem diese Tour empfehlen, nicht nur wegen der Akklimatisierung, sondern auch wegen der traumhaften Ausblicke!

Tag 7: Braga (3.470m) nach Yak Kharka (4.020m): 12km und 4h Gehzeit, 600HM

Um 6 Uhr hieß es wieder Rucksack packen, um 6:30 Uhr gab es Frühstück und dann startete unsere nächste Etappe. Der Weg war nicht weit, nur 12km lagen vor uns und abgesehen von dem stetigen Anstieg am Anfang, war es eine schöne, entspannte Wanderung. Wir genossen die Aussicht, u.a. auf die weiße Wand des Tilicho Peaks, und ließen uns sehr viel Zeit. Die Luft war dünn, deswegen gingen wir die Etappe sehr gemütlich an. Wir machten auch immer wieder kleine Knabberpausen und genossen die Ruhe. Auf dem ganzen Weg begegneten wir nur einer Handvoll anderer Wanderer.

Bereits um 12 Uhr erreichten wir unser Ziel und nach Suppe (ich aß mittlerweile Knoblauchsuppe zur Akklimatisierung) und Powernapp machten wir noch eine kleine Wanderung mit 200HM zur besseren Akklimatisierung. Bei der Wanderung trafen wir auf einige Yaks und hielten respektvoll einen großzügigen Abstand. Wir suchten uns einen schönen Platz, um ein wenig Pause zu machen und die Aussicht zu genießen und traten dann den Rückweg an. Die Wege den Hügel hinab waren sehr schmal und plötzlich machte sich ein Yak auf den Weg zu uns. Wir warteten und beobachteten ihn, doch er wählte zum Glück irgendwann einen anderen Weg, sodass wir weiterlaufen konnten!

Zurück in der Unterkunft spielten wir die Fürsten von Catan und anschließend mit unseren neuen amerikanischen Freunden eine Runde Wizard. Dabei tranken wir Unmengen an Zitronentee, doch glücklicherweise hatten wir ein Zimmer mit Toilette bekommen, sodass nachts aufstehen eher einfach, wenn auch kalt war.

Tag 8: Yak Kharka (4.020m) – Thorung Phedi (4.520m): 7,1km und 4h Gehzeit, 600HM

Heute Stand eine kurze Wanderung an, die aber durch die Höhe und den Anstieg um weitere 500HM trotzdem recht anstrengend war. Die Landschaft wird immer karger, es gesellen sich mehrere 7.000er und 8.000er dazu. Dazu haben wir perfektes Wetter, tagsüber ist es fast T-Shirt warm, auch auf über 4.000m. Es müssen wieder Hängebrücken überquert werden und durch die weiten Sichten, sieht man heute mehr Wanderer als bisher.

Nach der Ortschaft Ledar beginnt der anstrengendste Teil der Etappe. Im Zickzack müssen einige Höhenmeter erklommen werden, oben angekommen wartet ein kleines Teahouse, an dem wir Tee und Schokoriegel gekauft haben. Gegessen haben wir draußen und genossen dabei die gigantische Aussicht.

Anschließend ging es relativ eben weiter. Durch Steinrutsche war der Weg nicht gut befestigt und es gab auch Hinweisschilder die vor Steinschlag warnten. Ein bisschen aufregend war das schon, diese Steinschlag Passage zu überqueren!

In Thorung Phedi angekommen sind wir nach einer Mittagssuppe und Powernap mit unseren amerikanischen Freunden noch zu einer Akklimatisierungswanderung auf 5.000HM am Highcamp aufgebrochen. Der Aufstieg war anstrengend, aber gut machbar. Wir tankten Zuversicht für den nächsten Tag. Der Ausblick vom Hügel beim Highcamp war unglaublich, wir haben uns wie die Könige der Welt gefühlt und eine intensive Fotosession durchgeführt.

Wieder zurück in der Unterkunft machten wir es uns im Gemeinschaftsraum gemütlich. Leider war es bereits ziemlich voll und wir mussten in den nicht so gut beheizten Nebenraum gehen. Dort tranken wir wieder literweise Zitronentee und spielten Fürsten von Catan und als unsere amerikanischen Freunde dazu kamen wieder eine Runde Wizard, dieses Mal auch bis zum Ende. Wir bestellten zusammen Abendbrot und stellten fest, dass keiner von uns richtig Hunger hatte. Der Appetit scheint auf dieser Höhe sogar bei den gefräßigsten Menschen zu verschwinden.

Wir waren aufgeregt und sprachen über die morgige Etappe. Ein bisschen Wehmut lag auch mit dabei, da es auf gewisse Weise auch das Ende einläutete. Und der Abschied voneinander. Chelsey und ihr Vater mussten am nächsten Tag bis nach Jomsom kommen. Das entspricht eigentlich drei Etappen, sie wollten aber für die letzten zwei Etappen ein Taxi benutzen. So spielten wir unsere Runde zu Ende und verabschiedeten uns herzlich voneinander. Wir tauschten unsere Emailadressen aus und Gunnar und ich erhielten eine Einladung nach Colorado.

Müde gingen wir schlafen und ließen dabei einige unserer Kleidungsstücke an, da es doch etwas kühl wurde. Morgen war es dann soweit, die Passüberquerung auf 5.416m stand bevor!

Tag 9: Thorong Phedi (4.520m) – Thorong La (5.416m) – Muktinath (3.760m): 14,1km und 10h Gehzeit, 1000HM

Heute stand die Passüberquerung bevor. Gunnar hatte in den letzten zwei vorigen Nächten Probleme zu schlafen (4.000 hm und 4.500 hm), sodass die Passüberquerung auf 5.416 m eine Tortur für ihn wurde. Wir starteten um kurz vor 5 Uhr bei 2 Grad im Dunklen und brauchten 1h 15min für die ersten 500 hm, 25 Minuten länger als am Vortag, als wir unsere kleine Wanderung zur Akklimatisation machten. Wir wussten, dass wir den steilsten Abschnitt geschafft hatten und da es Gunnar ziemlich schlecht ging und er total durchgefroren war, machten wir eine Teepause im Highcamp und ich gab ihm seinen und meinen Schokoriegel zum Essen. Gestärkt machten wir uns weiter an den Aufstieg.

Sobald es hell wurde, fiel Gunnar das Wandern etwas leichter und wir arbeiteten uns von Fahne zu Fahne. Wir waren auf über 5.000 m, die Luft wurde immer dünner. An einer kleinen Hütte legte sich Gunnar für eine halbe Stunde schlafen, ich machte mir wirklich Sorgen und einige andere Wanderer sprachen uns auch an und fragten, ob wir Hilfe benötigen würden. Wir liefen weiter und ich versuchte ihn mit verschiedensten Film Soundtracks zu motivieren. Ganz ehrlich, ich glaube ohne die Musik hätte Gunnar es kaum ertragen! Trotzdem betonte er immer wieder, wie wunderschön er die Landschaft fand, und das war sie auch wirklich!

Für die 7 km und 900 hm Aufstieg bis zum Pass benötigten wir 6 h, angesetzt waren 3-4 h. Das „Einlaufen“ war ein tolles Gefühl, wir konnten es kaum glauben endlich da zu sein! Jeder Wanderer der ankam wurde von den bereits anwesenden Wanderern mit Applaus begrüßt, eine wirklich schöne Geste. Oben angekommen ging es Gunnar wieder gut und er machte fröhlich Fotos und kaufte uns Tee und Schokoriegel. Wir machten eine kleine Pause, liefen ein bisschen auf dem Pass herum, genossen Tee und Schokoriegel und machten uns dann an den Abstieg.

Es folgte für mich der anstrengendste Teil der Wanderung – der Abstieg von 5.416 m auf 3.760 m auf 7 km verteilt. Die Knie taten weh, doch die Landschaft, die plötzlich eine ganz andere, fast schon wüstenähnlich war, entschädigte für alle Schmerzen. Etwa 1,5h vor dem Ziel kamen wir in einem kleinen Dorf an und aßen dort sehr lange zu Mittag. Wir, und auch die anderen Wanderer, hatten alle keine wirkliche Lust mehr weiter zu laufen. Der steile Abstieg schien niemanden sonderlich Spaß zu machen.

Nach 10 h Gehzeit kamen wir an unserem Zielort Muktinath an, mitten in der „Holy Week“ und suchten fast eine Stunde nach einer freien Unterkunft. Wir fühlten uns ein wenig wie in der Weihnachtsgeschichte, weil uns keiner eine Unterkunft geben wollte. Wir waren einfach spät dran! Aber zum Glück hat Gunnar eine schöne Unterkunft für uns gefunden und nach dem Rucksack auspacken genossen wir die warme Dusche (wir hatten aufgrund der Kälte die letzten zwei Tage nicht mehr geduscht) und ließen den Abend gemütlich und mit viel Essen ausklingen, dabei spielten wir natürlich wieder eine Runde Fürsten von Catan.

Tag 10: Muktinath (3.760m) – Kagbeni (2.850m): 10km und 3,5h Gehzeit

Geplant war ein entspannter, kurzer Wandertag. Erst um 7:30 Uhr gab es Frühstück, kurz vor 9 Uhr liefen wir los. Aus einem langweilig, entspannten Wandertag durch eine völlig neue Landschaft wurde eine kleine Adrenalintour auf den letzten Kilometern.

Gutgläubig folgtem wir dem Schild und verließen die Jeepstrecke. Auch das von anderen Touristen mit Klebeband durchgestrichene Schild und der Warnung „Don´t try“ ignorierten wir, nachdem ein Guide mit seiner Gruppe denselben Weg nahm. Am Ende mussten wir steile Passaden überwinden, über den Fluss hin und her hüpfen, mit Händen die Felswand hochklettern… Was für ein Abenteuer!

Glücklich und etwas erleichtert sind wir mittags angekommen und haben bei der 3. Unterkunft ein Zimmer bekommen. Wir legten das Gepäck ab, duschten, und machten uns dann auf den Weg nach Yak Donalds, wo wir ein Happy Meal bestellten. Da die Brötchen noch frisch gebacken werden mussten, hatten wir eine Stunde Wartezeit, was uns aber nicht weiter störte. Das Essen war super und es war okay für uns mal nicht vegetarisch zu essen, da wir gerne mal etwas landestypisches ausprobieren (hier war es Yak Fleisch).

Da in dieser Region etwa ab 11 Uhr jeden Tag starke Winde anfangen aufzuziehen, waren nachmittags Aktivitäten undenkbar, sodass wir etwas schliefen, spielten, lasen und nochmal mit einem anderen Wandererpärchen zusammen Abendbrot aßen. Wir waren etwas bedrückt bei dem Gedanken, dass am nächsten Tag schon der letzte Wandertag bevorstehen sollte.

Tag 11: Kagbeni (2.850m) – Jomsom (2.740m)

Bevor wir mit unserer letzten Etappe gestartet sind, haben wir motiviert das Dorf Tiri aus der Mustang Region besichtigt. Anschließend machten wir uns mit unseren Backpacks ein letztes Mal auf den Weg.

Wir lasen etwas von durch dem Flussbett laufen und versuchten direkt am Anfang unser Glück. Nach 20min stellten wir fest, dass kein Durchkommen war und wir mussten umdrehen. Durch die verlorene Zeit und doch sehr eintönige Wanderstrecke auf der Staubpiste und dem nahenden, staubigen Südwind, entschieden wir uns nach der Hälfte der Strecke, das erste Mal per Anhalter zu fahren.

Das erste Auto war voll, doch das Zweite hat uns die 8km mitgenommen. Es handelte sich um drei junge Nepali, die gerade von der Holy Week aus Muktinath kamen und auf dem Weg nach Kathmandu waren. Wir luden sie in Jomsom auf einen Tee ein als Dankeschön, doch sie hatten leider keine Zeit für eine Pause. Es war dennoch eine sehr spannende Erfahrung und es war bestimmt nicht unsere letzte Fahrt per Anhalter.

Schon früh in Jomsom angekommen, meldeten wir uns ein letztes Mal beim Annapurna Checkpoint und suchten uns ein nettes Hotel mit heißer Dusche. Es gab ein Hotel mit Sauna, das war jedoch schon ausgebucht. Wir entschieden uns dann für ein neu wirkendes Hotel gegenüber vom Flughafen und verbrachten dort mit Dusche, spielen, schlafen, lesen und essen unsere restliche Zeit. Am Nachmittag wagten wir uns kurz durch den staubigen Wind mit dem Ziel uns in der German Bakery irgendwas leckeres zu kaufen – gab es aber leider nicht.

So endete unser letzter voller Tag auf dem Annapurna Circuit. Wir gingen wie immer früh schlafen und hofften sehr, dass wir am nächsten Tag das Flugzeug nehmen konnten. Wir hatten von verschiedenen Leuten gehört, dass aufgrund der aktuellen Winde der Flugverkehr häufig nur zum Teil oder sogar komplett gar nicht stattfinden konnte. Die Alternative 12h mit dem Bus zu fahren gefiel uns aber auch überhaupt nicht.

Flug nach Pokhara

Mit einem kleinen süßen Flugzeug sollten wir 15-20min nach Pokhara fliegen und so unser Trekking endgültig beenden. Bei blauem Himmel und strahlenden Sonnenschein waren wir sehr optimistisch um 8:15 Uhr zu fliegen. Zu optimistisch!

Wegen Nebel in Pokhara kamen die Flugzeuge erst 3h später, sodass wir mit ganz viel Glück noch um 11:30 Uhr fliegen konnten. Alle Flüge nach uns fielen witterungsbedingt aus! Der Flug war kurz und ungewöhnlich. Man konnte den Piloten sehen und alles wirkte so zerbrechlich.

Irgendwann flogen wir durch eine große Wolke und man konnte einfach nichts sehen. Ich schaute vorsichtshalber auf den Blick der Flugbegleiterin und sie lächelte noch leicht. Daher wusste ich, es muss alles in Ordnung sein. Es war auch heftig, wie nah wir an den Berg ran flogen, für mein Gefühl viel zu nah.

Nach der Landung war ich mega erleichtert und freute mich auf unser nächstes Ziel. Ein Taxi nehmen und damit zum Yoga Retreat fahren, in dem wir uns 5 Tage erholen wollten.

Das Abenteuer Annapurna Circuit war nun endgültig vorbei und wir waren sehr glücklich, dass wir diese intensive Erfahrung machen konnten. Auch jetzt noch ist die Fernwanderung einer der schönsten Erinnerungen in meinem Leben und definitiv ein Big 5 Erlebnis wert!

Über Gunnar

34 Jahre IT-Berater Volleyball Reisen Autos
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